Alle wollen mehr Platz

Haus im Rohbau

In den letzten Jahrzehnten kannte die Grösse eines einzelstehenden Hauses hier in den USA meist nur eine Richtung: es wurde immer grösser. Schon in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts lag die durchschnittliche Wohnfläche in einem Haus bei über 150 Quadratmetern.  Und diese Entwicklung ging in den letzten Jahren immer weiter nach oben. In den Boomjahren, als die steigenden Hauspreise nicht mehr aufhören wollten, lag die durchschnittliche Wohnfläche schon bei über 230 m2, man mag es kaum glauben.

Dafür mag es einige Gründe geben. Die Vereinigten Staaten sind deutlich geringer besiedelt als Deutschland. Das Land hat eine Grösse von ca. 9,8 Mio km2, Deutschland nur 0,36 Mio km2, das ist ein Faktor 27 (!). Natürlich leben in den USA deutlich mehr Einwohner als in Deutschland (ca. 310 Mio. in den USA  gegenüber 81,7 Mio. in Deutschland). Das heisst in Deutschland lebt etwa nur ein Viertel der Menschen, die in den USA leben. Kombiniert man diese Zahlen, dann leben in Deutschland etwa 229 Menschen auf einem Quadratkilometer, in den USA etwa 32 Einwohner pro km2. Dies reduziert den Kaufpreis für das nötige Bauland erheblich und erklärt zumindest teilweise die grössen Baugrundstücke, die es hier gibt, d.h. der Druck ist nicht so gross und es gibt noch genug Auswahl.

Auch hat die durchschnittliche Familie in den USA in der Regel mehr Kinder als in Deutschland (ca. 2 Kinder pro Frau im Jahre 2008 in den USA gegenüber 1,3 Kindern pro Frau in Deutschland). Dies bedeutet, dass man tendenziel nach grösseren Häusern sucht.

Und dann gab (gibt?) es den Umzug aufs Land: die letzten Jahrzehnte waren davon geprägt, dass alle aus der Stadt aufs Land ziehen wollen. Zum einen weil dort die Hauspreise viel niedriger waren, zum anderen und das ist sicher der entscheidendere Punkt: die Benzinpreise waren sehr niedrig. Nach der Ölkrise Anfang der 70er Jahre ging der Preis für das Öl deutlich nach unten und so kam es, dass viele Amerikaner ein grosses Auto kauften und sich aufs Land begaben.

Hier nun die Entwicklung der Wohnfläche eines Hauses in den USA in den letzten vierzig Jahren. Zu Beginn der 1970er Jahre sind noch die Spuren der Ölkrise zu erkennen, die Häuser werden nicht viel grösser. Dann aber beginnt der Anstieg bis etwa 2007. Der Ölpreis begann seinen signifikanten Anstieg etwa 2003 und endete in einem Gipfel mit Jahre 2008 mit einem fulminanten Absturz, begleitet von der sogenannten Subprime-Krise in den USA. Dies war offensichtlich auch der Zeitpunkt, an dem bei vielen Menschen in den USA ein Umdenken einsetzte.

Man sieht an der Kurve im Jahr 2007 ein starkes Absenken des Medians, gleichzeitig driften die beiden Kurven des durchschnittlichen Preises und des Median-Preises stärker auseinander. Dies deutet darauf hin, dass die Wohnflächen derzeit wieder viel kleiner werden, es aber noch einige sehr grosse Häuser gibt, die immer noch auf den Markt kommen. Der Trend geht aber eindeutig nach unten. Die Finanzkrise wird sich wahrscheinlich auf Jahre auswirken. Wenn dann wieder ein erneuter Anstieg des Ölpreises kommt, wird dies weiter nach unten gehen.

Entwicklung der Hausgrösse in den USA

Hier noch die Quellen für diese Informationen:

  1. http://www.census.gov/const/C25Ann/sftotalmedavgsqft.pdf
  2. http://www.census.gov/const/www/quarterly_starts_completions.pdf
  3. Erklärung des Begriffes Median und Mittelwert (Average)

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